KOLPINGSFAMILIE HACHEN
Ehrenmal auf dem Burgberg (Foto: Stadtarchiv)

Das Gefallenen-Ehrenmal auf dem Burgberg

Als der erste Weltkrieg 1918 beendet war, hatte die Gemeinde Hachen 45 Tote zu beklagen. Im Jahr 1924 wurde auf dem Burgberg eine Gedenkstätte errichtet, die an die Gefallenen erinnern sollte. Leider zogen 1939 wieder Soldaten ins Feld. Diesmal waren es 69 junge Hachener Männer, die nicht aus dem Krieg zurückkehrten. Das Ehrenmal, welches sich gut sichtbar über den Ort erhebt, erinnert an die Kriegstoten, soll aber auch gleichzeitig Mahnung sein, den jetzt seit über 60 Jahren herrschenden Frieden zu wahren.

 

 

 

Der Volkstrauertag

In Hachen erfolgt eine entsprechende Feierstunde jährlich unter Mitwirkung des Musikvereins und des Männerchors auf dem Plateau des Burgbergs vor dem Ehrenmal. Seit Jahren obliegt es dem ortsringführenden Verein, einen Vertreter zu entsenden, der entsprechende Worte spricht.

Nachfolgend die Rede von Karl Zöllner aus dem Jahr 2004:

Liebe Mitbürgerinnen u. Mitbürger,

wir haben uns heute anlässlich des Volkstrauertages hier auf dem Plateau des Burgbergs am Ehrenmal zusammengefunden.

Die Kolpingsfamilie leitet in diesem Jahr den Ortsring und so obliegt es mir, zu diesem Anlass entsprechende Worte zu finden.

Als langjähriger Begleiter des Kolping-Banners nehme ich nun zum fast vierzigsten Mal an einer solchen Gedenkfeier teil.

Ich habe mir vorweg die Frage gestellt, ob es mir, der ich den Krieg nicht aus eigener Erfahrung kenne, überhaupt zusteht, an dieser Stelle zu sprechen.

Ich habe diese Frage selbst mit „ja“ beantwortet, denn die Mahnung, die neben der Trauer von diesem Tag ausgehen soll, ist mittlerweile mehrheitlich an Generationen gerichtet, die wie ich den Krieg nur vom Hörensagen oder aus Film und Fernsehen kennen.

Ich zitiere zunächst eine Abhandlung des Volksbundes über die Historie des heutigen Tages:

Nach Ende des 2. Weltkriegs regte der Volksbund an, einen nationalen Trauertag einzurichten. Der Volksbund ist zugleich Träger dieses Gedenktags.

1922 fand die erste Gedenkstunde im Reichstag statt. 1926 entschied man sich dann, den Volkstrauertag regelmäßig am 5. Sonntag vor Ostern (Reminiscere) zu begehen. 1933, nach der Machtübernahme durch die Nazionalsozialisten, wurde aus dem Volkstrauertag der „Heldengedenktag“. Die inhaltliche Bedeutung bezog sich nun auf die Verherrlichung der „Helden“ und nicht mehr auf die Trauer um die Gefallenen.
Im Jahr 1948 gelang es dem Volksbund, die Tradition des Volkstrauertags in alter Form wieder aufzunehmen.
Die erste zentrale Veranstaltung wurde zwei Jahre später im Plenarsaal des Bundestags in Bonn abgehalten. Um sich von der Tradition des „Heldengedenktags“ abzusetzen, wurde 1952 beschlossen, den Volkstrauertag künftig am 2. Sonntag vor dem 1. Advent zu begehen.

Das Deutsche Volk gedenkt also heute seiner Toten durch Krieg und Gewaltherrschaft. Die Bevölkerung in Orten wie Hachen verbindet hiermit Menschen, die namentlich bekannt sind und die in der Dorfgemeinschaft gelebt haben.

Als der deutsche Kaiser Wilhelm II. 1914 zu den Waffen rief, sind die Soldaten teilweise mit Begeisterung in den Krieg gezogen.

Man gab sich siegessicher und glaubte, nach kurzem wieder zuhause zu sein. Das war ein Trugschluss. Die Zeiten in denen noch Mann gegen Mann kämpfte, waren endgültig vorbei. Die Technik hatte vor den Kriegsschauplätzen nicht Halt gemacht.

Um nur einiges zu nennen:

- Maschinengewehre
- weit reichende Artillerie-Geschütze
- Automobile und Panzer- Fahrzeuge
- Flugzeuge und Bomben 

Dieser Krieg hat Millionen Menschen das Leben gekostet, darunter waren 45 Hachener, deren Namen im Ehrenmal verewigt sind, welches 1924 eingeweiht wurde.

Nie wieder sollte es Krieg geben. Jedoch rund 20 Jahre später rief ein neuer Feldherr zu den Waffen und wieder rückten die Soldaten aus. Dieser Krieg war noch grausamer, als alles was bis dahin bekannt war.

Nach anfänglichen Blitz-Erfolgen sollte im Osten „Lebensraum“ gewonnen werden. Nachdem die 6. Armee unter General Paulus in Stalingrad vernichtend geschlagen war, rief der Reichs-Propagandaminister Dr. Josef Goebbels am 18.02.43 in seiner berühmt-berüchtigten Sportpalast-Rede zum „totalen Krieg“ auf.

Ab jetzt hieß dann die Parole:
 
                  „Nun Volk steh auf und Sturm brich los“

Dieser Sturm ist im wahrsten Sinne des Wortes über die Völker hinweggefegt und das Geschehen hat mehr Menschenleben gekostet, als jemals vorher in einem Krieg zu beklagen waren. Dazu zählten diesmal 69 Hachener, die ebenfalls auf den Tafeln im Ehrenmal genannt sind.

Bei einem Bombenangriff am 10. April 1945 kamen zudem in unserem Ort 11 junge Litauer ums Leben, die auf unserem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Allen diesen Gefallenen gilt heute unsere Trauer. Sie sind mit der Überzeugung ins Feld gezogen, für Volk und Vaterland kämpfen zu müssen. Wir wollen aber auch die Zivilisten nicht vergessen, die ebenfalls ihr Leben lassen mussten. In Hachen waren das Otto Gemeinhard, als ein abstürzendes Flugzeug am 12. April 1945 den Hof Messler in Schutt und Asche legte und Heinrich Spiekermann, als die Alliierten einmarschierten.  

Die Geschichte hat gezeigt, dass viele der geführten Kämpfe sinnlos waren.

Krieg bedeutet Tod und Tod bedeutet Leid. Trotz dieser Erkenntnis werden immer noch an vielen Stellen auf der Welt blutige Gefechte ausgetragen.

Als in Deutschland bereits das Wirtschaftswunder seinen Anfang nahm, befanden sich immer noch einige tausend ehemalige Soldaten in russischer Gefangenschaft. Diese konnten nach den Verhandlungen zwischen dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem sowjetischen Ministerpäsidenten Nikita Chrutschow in Moskau im Jahr 1955 in ihre Heimat zurückkehren.

Als diese Spätheimkehrer, unter denen sich auch der mittlerweile verstorbene Hubert Henke befand, im Durchgangslager Friedland eintrafen, haben sie den bekannten Choral von Martin Rinckart „Nun danket alle Gott“ gesungen, den dieser in den Wirren des 30-jährigen Krieges verfasst hat.

Viele der früher verfeindeten Völker sind heute näher zusammengerückt – aus Feinden sind Freunde geworden. Dies sollte Beispiel für die sein, die immer noch in Feindschaft miteinander leben.

Für den bei uns herrschenden Frieden wollen wir Gott danken und so bitte ich euch,  den genannten Choral unter Begleitung unserer Musikkapelle auf dieser historischen Stätte miteinander zu singen.